Mittwoch, 14. Juli 2010

Kurzgeschichte in Anlehnung an Sonja Rudorfs "Wen du liebst"

"Ohne darüber nachzudenken, ob ich die richtigen Worte finden würde, warf ich mir eine Jacke über und verließ das Haus."
[Sonja Rudorf - Wen du liebst, vgl. S.120, Z. 14 f.]

Ich hatte mir nie Gedanken darueber gemacht, wie ich es ihr eines Tages sagen wuerde.
Ich hatte genau genommen nie daran gedacht, dass es ueberhaupt einmal so weit kommen wuerde.

Fuer mich war sie immer "die Eine", die Wunderbare, die mich und die ich niemals verlassen oder vergessen wuerde. Es stand nicht zur Debatte, wie unsere Zukunft aussehen sollte, denn wir waren mittendrin. Nach all den Tiefschlaegen, all den Niederlagen, die wir zusammen erlebt hatten, haette ich kein einziges Mal daran gedacht, wie ich diesen Satz spaeter einmal formulieren sollte. Und jetzt, in diesem Moment erschien es mir unmoeglich auch nur ihren Namen auszusprechen.

Ohne es bemerkt zu haben, war ich stehen geblieben.
Ich stand mitten in einer Pfuetze, doch das stoerte mich nicht.

Was mich stoerte, war die Tatsache, dass er so nicht weiterging.
Was genau veranstalteten wir hier eigentlich?
Niemand hatte uns jemals gefragt, deshalb hatten wir niemals darueber gesprochen oder gemeinsam darueber nachgedacht, was wir antworten wuerden.
Was gab es denn schon fuer Moeglichkeiten?
Aber genau das ist die Frage, vor der ich mich immer gefuerchtet habe.
Sie bedeutet alles und nichts. Die Wahrheit oder die Luege.
Es gibt keinen Zwischenweg. Schon garkeinen Ausweg.
Man muss sich entscheiden. Das war schon immer so.
Aber eigentlich ist es doch verrueckt! Wieso sollte sich ein Mensch festlegen muessen?
Was nuetzt es ihm?
Auch WENN er sich festlegt, bedeutet das nicht, dass er ein besseres Leben vor sich hat.
Es bedeutet allenfalls, dass er nurnoch EIN Leben vor sich hat und sich nun nicht mehr umentscheiden kann und, falls er es doch tun sollte, dann wuerde er alles verlieren, was er bis dahin zu besitzen geglaubt hatte. Alles Gute, aber auch alles Schlechte, was zweifellos seine Entscheidung herbeigefuehrt hatte.

Nein, nein.
So weit will ich es garnicht erst kommen lassen.
Das muss nicht sein.
Weder sie noch ich sollten zu so einer Entscheidung gezwungen werden!

Ich bemerkte, dass sich meine Chucks langsam, aber sicher in Badelatschen verwandelten und
beschloss einfach den Heimweg anzutreten, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm.

"Hey", sagte sie und kam mit langsamen Schritten auf mich zu...

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